Dormagen

Aus Wiki zur Geschichte Dormagens im Mittelalter
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Geschichte

Der Name Dormagen stammt von Durnomagus. Neueren Forschungen zufolge kommt das Wort aus den keltischen Sprachen und bedeutet etwa ‚Kiesfeld‘ oder ‚Kieselfeld‘.

Urgeschichte

Erste Spuren einer Besiedlung stammen bereits aus der Mittelsteinzeit. So werden immer wieder Mikrolithen im gesamten Stadtgebiet entdeckt. Neben diese Kulturen der Jäger, Fischer und Sammler trat um 5500 v. Chr. eine bäuerliche Kultur, die im Verlauf mehrerer Jahrhunderte die frühere Bevölkerung (oder ihre Lebensweise) verdrängte.

Werkzeuge aus dieser Epoche, der Jungsteinzeit, wurden in Delhoven gefunden, ältester Fundplatz und zugleich der einzige in Dormagen aus dem Altneolithikum ist Gohr.<ref>Jost Auler: Archäologische Ausgrabungen in Dormagen, Dormagen 2014, S. 19.</ref> Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. fand eine Aufsiedlung der Niederterrasse statt, die durch Beile aus Silex oder Felsgestein belegt ist. Diese und die dort entdeckten gelochten Äxte weisen auf Rodungstätigkeit und Holzbearbeitung hin (Michelsberger Kultur). Pfeilspitzen belegen die Besiedlung auch während des Endneolithikums.

In der Bronzezeit wurden mehrere Hügelgräber im Chorbusch bei Hackenbroich angelegt. Im Rheinland sind bronzezeitliche Funde eher rar, jedoch fand sich in Straberg eine bronzene Beilklinge aus der Zeit um 1800 bis 1700 v. Chr.<ref>Jost Auler: Archäologische Ausgrabungen in Dormagen, Dormagen 2014, S. 20.</ref> Funde aus Dormagen-Nachtigall belegen auch hier eine Siedlungskontinuität.

Vermutlich aus der Zeit um 200 vor Christus stammen Urnengräber, die beim Bau einer Wasserleitung im Tannenbusch bei Delhoven gefunden wurden. Vor den Römern bewohnten vermutlich die Eburonen dieses Gebiet, zumindest eine ihrer Münzen wurde im Raum Dormagen gefunden. Nach 19/18 vor Christus waren die Ubier in den Gebieten der von Cäsar ausgerotteten Eburonen angesiedelt worden. Die Hauptsiedlung der Ubier war damals das Oppidum Ubiorum, die spätere römische Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) – das heutige Köln.

Vorrömische Eisenzeit

Im Jahr 2001 wurde eine vorrömische Lehmgrube von 10 m² Fläche in Dormagen-St. Peter entdeckt. Sie gilt als Indikator für ein dort ab etwa 700 v. Chr. befindliches Gehöft. Datieren ließen sich zahlreiche Keramikfragmente, aber auch Koch- und Mahlsteine. Verkohlte Pflanzenreste ließen erkennen, dass fünf Getreidearten angepflanzt wurden, in der Hauptsache Dinkel und Hirse. Letztere erfuhr in der vorrömischen Eisenzeit eine starke Ausbreitung im Rheinland und in den Niederlanden. Neben Kolben- und Borstenhirse wurde Rispenhirse angepflanzt. Die Kolbenhirse überwog im Rheinland, ansonsten überwog überall in Mitteleuropa die Rispenhirse.<ref>Jost Auler: Archäologische Ausgrabungen in Dormagen, Dormagen 2014, S. 24–31.</ref> Bei Horrem fanden sich Überreste einer Siedlung. Dort fand sich auch ein überaus seltener Siebheber, ein Anzeichen für eine verfeinerte Trinkkultur. Gleichfalls eine Siedlung dieser Zeitstellung fand sich nördlich von Delhoven im Jahr 2008, vor allem Pfostenlöcher. Auch fanden sich Scheibenräder.<ref>Jost Auler: Archäologische Ausgrabungen in Dormagen, Dormagen 2014, S. 32–43.</ref> Aus Ückerath wiederum sind mehrere Urnenfriedhöfe bekannt.

Römische Zeit (etwa 50 v. Chr. – 450 n. Chr.)

Datei:Mithras tötet den Urstier, röm. 200 n. Chr..jpg
Fundstück des örtlichen Mithraskultes aus dem Jahr 200 n. Chr.

In der Zeit zwischen 15 und 12 vor Christus entstand in Dormagen ein römisches Kastell, das bei dem archäologisch nicht nachgewiesenen oppidum Durnomagus gelegen haben muss. Diese Ortsbezeichnung ist im Itinerarium Antonini, einem Reisebuch aus dem 4. Jahrhundert, überliefert. Das Reisebuch teilte genau die Zwei-Tages-Strecke zwischen Köln und Neuss. Eine Vexillation, also eine abgeordnete Abteilung der Legio I Germanica, errichtete im Jahre 35 in Dormagen eine Militärziegelei mit vier Brennöfen (heute: An der Römerziegelei, ein Nachbau eines der Dormagner Öfen befindet sich im Ziegeleimuseum Lage). Die hier hergestellten Ziegel wurden mit der Truppenbezeichnung und den Symbolen der Legion gestempelt.

Nach dem Bataveraufstand wurde die I. Legion aufgelöst und spätestens zu diesem Zeitpunkt die Militärziegelei in Dormagen geschlossen. Um das Jahr 80 wurde in Dormagen wieder ein römisches Auxiliarkastell errichtet. Durnomagus wurde zehn Jahre später von der ala Noricorum durch ein größeres Lager ersetzt; wo zunächst ein Holz-Erdelager mit etwa 500 Mann Besatzung entstanden war, entstand nun ein Steinlager mit vorgelagertem Doppelgrabensystem. Vor 127 wurde die Einheit mit dem Ehrentitel ala I Noricorum c. R., also civium Romanorum ausgezeichnet, sicher wegen außergewöhnlicher Tapferkeit, möglicherweise im Kampf gegen die Bataver. Die Einheit nahm wohl am Partherfeldzug Marc Aurels und Lucius Verus' teil und kehrte kurz nach 166 zurück.

Wenig später wurde das Lager zerstört, die berittene Einheit scheint nicht zurückgekehrt zu sein. Die Bewohner des nördlich gelegenen vicus zogen sich um 250 Richtung Kastell zurück. Bereits vor 161 wurde in einer Villa rustica bei Dormagen ein Mithräum, eine Kultstätte des persisch-römischen Gottes Mithras errichtet. Sie wurde recht früh, nämlich 1820/21 entdeckt.

Anfang des 4. Jahrhunderts übernahmen wieder römische Truppen das Kastell; dort entstand ein nur noch 60 mal 60 Meter messendes Reduktionskastell. In der Zeit zwischen 393 und 402 wurden die römischen Truppen zum Schutze Roms aus der Provinz Germania superior abgezogen. Keramikfunde belegen, dass wohl eine Milizenbesatzung bis Mitte des 5. Jahrhunderts bestand.

In Zons fand sich eine Nekropole, die möglicherweise aus der Zeit des Kaisers Tiberius stammt. Dortige Spuren belegen heftige Kämpfe (Am Römerfeld). 1998 fand sich auch bei Delrath ein kleiner Friedhof, der wohl zu einem Landgut gehörte. Schon 1929 entdeckte man in Nievenheim eine Gruppe römischer Brandgräber, 1964 in Hackenbroich. Aus der Umgebung von Dormagen sind zahlreiche villae rusticae bekannt, Höfe, die die Siedlungen und die Lager versorgten. Doch ist nur die Villa von Nievenheim genauer untersucht worden, die wohl nach dem Bataveraufstand errichtet wurde. Dabei handelt es sich um ein Gestüt mit Tränke. Die Anlage mit der ungewöhnlich großen Betriebsfläche von 400 ha wurde um 275 von Franken zerstört. Haus Bürgel, östlich von Zons gelegen, lag bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts gleichfalls linksrheinisch. Dort bestand eine Kleinbefestigung mit etwa 40 Mann. Ein Gräberfeld des 1. bis 3. Jahrhunderts mit bisher etwa 90 untersuchten Gruben bestand östlich des Zwischenkastells. Nach 300 wurde es durch ein Kastell von 64 mal 64 m Fläche ersetzt, mit etwa 150 Mann Besatzung. Die beachtliche Anlage hatte zwölf Türme. Den Artefakten nach zu urteilen bestand die Besatzung aus angeworbenen Germanen. Vor der Mitte des 5. Jahrhunderts wurde auch die Anlage bei Bürgel niedergebrannt.

Mittelalter

Die heutige Pfarrkirche St. Michael ist ein nach 1970 errichteter Neubau, der jedoch auf ältere Vorgängerbauten zurückgeht (8. Jahrh. ff.);<ref>Günther Binding: Die Ausgrabungen in der Kirche St. Michael zu Dormagen. In: Rheinische Ausgrabungen. 25. Rheinland-Verlag, Köln 1984, S. 319–327.</ref> aus seinem Umfeld stammen Gräber des 6./7. Jahrhunderts.<ref>Frank Siegmund: Merowingerzeit am Niederrhein. In: Rheinische Ausgrabungen. 34. Rheinland-Verlag, Köln 1989, S. 282–284.</ref> Vermutlich war seit 476 zunächst Nievenheim der Hauptort der fränkischen Besiedlung, doch stehen archäologische Nachweise dafür aus. Das Kastell von Bürgel wurde – vermutlich als königliches Gut – in karolingischer Zeit weitergenutzt. Die Tortürme wurden abgebrochen, noch im 16. Jahrhundert standen Teile der übrigen Türme. Das „castrum in burgila“ taucht um 1000 in einer Urkunde auf. Heute ist nur noch der Bergfried des 14. Jahrhunderts erhalten.

In Dormagen wurde 1969 an der Florastraße 3 ein Gräberfeld der Zeit um 500 entdeckt. Bei Untersuchungen in der Pfarrkirche St. Michael fanden sich Überreste einer frühmittelalterlichen Saalkirche. Unter dem Kirchenvorplatz fanden sich Gräber aus der Zeit zwischen 530 und 570. Funde aus der Karolingerzeit fehlen.

Im Areal der Burg Friedstrom in Zons fand sich eine Saalkirche aus der Zeit um 1000. Auch dort fanden sich Artefakte aus einem merowingerzeitlichen Männergrab, die Schwertklinge war damasziert, ein in dieser Zeit ungewöhnlicher Luxus. Die Artefakte wurden wohl dorthin in späterer Zeit verlagert, was mit dem Martinskult in Zusammenhang gestanden haben könnte.

Die Ortschaft Horrem fand im Jahre 1005 als Horchem erstmals ihre Nennung, Hackhausen im Jahre 1080. 1128 wurde die Abtei Knechtsteden gegründet. Im Jahre 1138 wurde mit dem Bau der jetzigen Klosterkirche in Knechtsteden begonnen. Papst Hadrian IV. nahm die Abtei 1158 mit den Dörfern Hackhausen und Horrem in seinen Schutz. Im Jahre 1190 wurde die katholische Pfarrkirche St. Michael in Dormagen auf den Fundamenten eines römischen Mars-Tempel erbaut. Das westlich von Dormagen gelegene Gut Jussenhoven wurde im Jahre 1222 erstmals als Gozenhouen und Goischinhoue erwähnt. Im Jahre 1247 wählten im benachbarten Worringen drei Erzbischöfe, 11 Bischöfe, zahlreiche Fürsten und Herzöge Wilhelm von Holland zum deutschen König. Allerdings gab es nicht genügend Unterkünfte in Worringen und so wurde auf die Orte der Umgebung zurückgegriffen. 1250 wurde die Wasserburg Hackenbroich erstmals urkundlich erwähnt. Sie befand sich im Besitz des Edlen Burkhard von Broich. Seit 1274 unterhielt das Kölner St. Andreas Stift in Dormagen ein Hofgericht. Vogt des Gerichts war der Graf von Jülich. Im selben Jahr wurde erstmals die Ortschaft Delhoven erwähnt.

1288 war Dormagen Schauplatz der Schlacht von Worringen. Dabei wurde Zons weitgehend zerstört. Im Jahre 1291 verkaufte der Ritter Bruno von Rinverde seinen im westlich von Dormagen gelegenen ehemaligen Rheinbett errichteten Walhovener Hof an das Andreas-Stift in Köln. Ende des 14. Jahrhunderts war ein Hermann von Walhoven Abt des Klosters Knechtsteden. Das alte Dormagener Schöffensiegel erschien 1320 erstmals auf einer Urkunde. Es zeigte den Dormagener Pfarrpatron St. Michael mit dem kurkölnischen Kreuz im Schild. 1373 wurde Zons wieder aufgebaut, zur Zollstation erklärt und durch den Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden zu einer Stadt mit einem eigenen Gerichts- und Verwaltungsbezirk ernannt. Bereits vor 1374 war Dormagen mit Rheinfeld und halb Horrem zu einer Jülicher Enklave in kurkölnischem Gebiet geworden. Im Jahre 1409 wurde die Burg Hackenbroich in einem Krieg zwischen Johann VI. von Reifferscheid, dem Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden bzw. seinem Adjutor und Nachfolger Dietrich II. von Moers und Graf Vinzenz von Moers-Saarwerden (1414–1499) zerstört.

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Dormagen#Mittelalter